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Benedikt-Anliegen

Demut

Neben den Wörtern Keuschheit und Gehorsam ist das Wort Demut wohl das am meisten verketzerte und verbotene Wort. Der Spott Nietzsches hat getroffen, der die Christen mit ihrer Demut als die verkrümmten, verklemmten Menschen hinstellt, die nicht gerade zu stehen wagen, die weder Mut noch Größe haben. Nietzsche hat dem christlichen Ideal den Herrenmenschen entgegengesetzt, der aufrecht steht und treten kann. Ebenso hat die Kritik von Karl Marx getroffen, die Demut als ein Mittel der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen hinstellt, als Mittel zur Erhaltung der Macht, als Mittel dagegen, dass jeder seine Rechte kennt und verlangt.

Papst Benedikt spendet eine Fußwaschung am Gründonnerstag.

Nun gibt es natürlich ein Missverständnis von Demut, das etwa dann vorliegt, wenn man darunter jene verklemmte und unwahre Bescheidenheit meint, die sich selbst nichts Großes zutraut, das eigene Große nicht anzuerkennen wagt und daher in die Kleinheit des Neides und der Unwahrheit absinkt. Aber dies hat der Herr nicht gemeint. Was Demut christlich bedeutet, hat der heilige Benedikt in seiner Regel treffend definiert, wenn er sagt: Demut heißt die Vergesslichkeit überwinden. Demut heißt der Vergesslichkeit entgegentreten, die uns vergessen machen will, dass wir Geschöpfe sind, die nur vom Geschenk leben können und die nur im Dienen bestehen und die Welt erträglich halten können. An der Wirklichkeit träumt vorbei, wer den Menschen nur als das Wesen der Autonomie sieht, das sich allein selbst Gesetz ist. Das Gesetz des Sohnes heißt:

»Nicht mein Wille geschehe, sondern der deinige.« An der Wirklichkeit träumt in einem unwahren Hochmut vorbei, wer den Menschen in eine Emanzipation führen will, die sich niemandem mehr verdankt und die ganz aus eigenem Recht und aus eigenem Wollen besteht. Die erste Wahrheit des Menschen ist, dass er geschaffen ist. Er kann das Beste seiner selbst nicht schaffen, nur empfangen. Er lebt vom gegenseitigen Geben und von der gegenseitigen Gnade.

Zur Demut gehört, weil es so ist, auch der Mut, das eigene Gute und Große dankbar anzuerkennen, wissend, dass gerade dies nicht von uns gemacht ist, sondern dass wir es geschenkt bekommen haben. Wer dies anerkennen kann, der kann dann auch das Gute im anderen neidlos anerkennen, weil er auch dort weiß: Es ist Geschenk aus derselben Hand, Geschenk für alle, Gabe Gottes, der uns groß und reich machen will. Zur Demut gehört dann auch der Mut, zur Wahrheit zu stehen; der Mut, nicht sich dem Schein der Meinung zu beugen, sich nicht nach dem Image zu richten, sondern der Wahrheit treu zu bleiben.

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