Es ist ein Moment großer Stille und eine kirchengeschichtliche Zäsur: Papst Benedikt XVI. ist tot. Er darf nun schauen, was er Zeit seines Lebens geglaubt und verkündet hat. Wie tröstlich angesichts der tiefen Trauer über diesen unermesslichen Verlust. Der Abschied fällt schwer. Es war ein Abschied auf Raten. Begonnen hat er mit dem Rücktritt Benedikts XVI. vom Petrusamt. Als Papa emerito lebte er zurückgezogen und war doch präsent. Nun ist der Abschied endgültig. Noch immer ist es schwer vorstellbar, seine einst so vertraute, zuletzt immer dünner gewordene Stimme nicht mehr zu hören. Neue Bilder, die Benedikt XVI. gemeinsam mit Papst Franziskus zeigen, wird es nicht mehr geben. Letzte Fotos haben erkennen lassen, dass der Geist zwar hellwach sein kann, der Körper aber zunehmend gebrechlich wurde. Ein Jahrhundert-Leben ist vollendet. Einer der großen Theologen der Kirchengeschichte ist in das Haus des himmlischen Vaters gegangen. Welch unfassbare Bedeutung das gewaltige theologische Erbe dieses Kirchenlehrers der Neuzeit hat, wird man mit den Jahren immer deutlicher erkennen.
Ob junger Theologie-Professor oder greiser Emerito: An Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. konnte man sich stets verlässlich orientieren. Ratzinger war ebenso klug wie fromm. Er lebte, was er verkündete - als Priester und Theologe, als Bischof und als Papst. Als Glaubenspräfekt und Nachfolger des heiligen Papstes Johannes Pauls II. prägte er Jahrzehnte der Kirchengeschichte. Papst Benedikt XVI. hat deutlich gemacht, warum der Glaube die Vernunft und die Vernunft den Glauben braucht. Er hat sich weder gebeugt noch angepasst, wenn Kritiker auf ihn einschlugen. Nicht Handlanger der Beliebigkeit, „Mitarbeiter der Wahrheit“ wollte er sein. Seinem bischöflichen Wahlspruch ist er zeitlebens treu geblieben. An Papst Benedikt XVI. konnte man sehen, was intellektuelle Brillanz bedeutet, und dass Demut nicht klein, sondern in Wahrheit groß macht.
„Die prophetische Kraft dessen, was Benedikt XVI. gesagt und geschrieben hat, wird mit den Jahren immer deutlicher zutage treten.“
In seinen drei großen Enzykliken „Deus caritas est“ (2005), „Spe salvi“ (2007) und „Caritas in veritate“ (2009) hat Benedikt XVI. den Glauben vom Wesentlichen her erschlossen und zentrale Dimensionen des Christentums beleuchtet. Er hat deutlich gemacht, warum es auch heute allen Grund zu glauben, zu hoffen und zu lieben gibt. Und er hat gezeigt, dass christlicher Glaube keine Theorie oder kluge Philosophie ist. Im Mittelpunkt steht eine Person: Jesus Christus. Er ist die lebendige Wahrheit, die Benedikt XVI. verkündet hat. Bei Audienzen, seinen Pastoralreisen und zahllosen Begegnungen mit Menschen wurde immer wieder ersichtlich: Benedikt XVI. war kein weltfremder „Professor Papst“. Er war den Menschen zutiefst zugewandt. Mit seiner ganz eigenen, bescheidenen Art verstand er es, zu begeistern und auch die junge Generation zu erreichen. Unvergessen sind die Bilder von den Weltjugendtagen, die um die Welt gingen - aus Köln, Sydney und Madrid. Dabei ging es Benedikt XVI. nie um seine Person, sondern stets um die Verkündigung des Evangeliums, um die Weitergabe des Glaubens an Jesus Christus.
Nun ist sein Leben, das nahezu ein Jahrhundert umspannte, vollendet. Vom Rupertiwinkel nach Rom, vom Sohn eines Gendarmeriemeisters zum Glaubenspräfekten, vom Professor zum Pontifex, vom Petrusdienst zum monastischen Leben in der Zurückgezogenheit eines Klosters: In den Lebenslinien von Papst Benedikt XVI. spiegeln sich Schönheit und Drama des Glaubens und der Kirche und das Schicksal eines bewegten Jahrhunderts.
Mehr als 600 Bücher und Aufsätze hat Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. verfasst. Für die Zukunft von Glaube und Kirche ist sein theologisches Erbe von unschätzbarem Wert. Wer seine Schriften liest, dem begegnet einer der größten Intellektuellen unserer Zeit: rationaler als der Rationalismus, aufgeklärter als die Aufklärung, vertraut mit der Geistesgeschichte Europas, ein Geistlicher, der die Denker unserer Zeit zu Ende zu denken wusste, dem die Großen des Mittelalters und der Antike ebenso vertraut waren wie die Gestalten der Bibel. Ein Theologe, der die Gottsuche der Religionen wie der Philosophen kannte, und dem es ein Herzensanliegen war, mit der christlichen Antwort auf die ewige Suche des Menschen nach Gott alte und neue Wege zum Sinn des Lebens zu erschließen.
Die prophetische Kraft dessen, was Benedikt XVI. gesagt und geschrieben hat, wird mit den Jahren immer deutlicher zutage treten. Der Samen des Wortes, den dieser große Lehrer der Kirche so reichlich ausgesät hat, wird Früchte tragen. Genau dazu möchte dieses Internetportal beitragen. Wir möchten dieses Wachstum nach Kräften fördern. Mit dem Tod Benedikts XVI. ist diese Aufgabe wichtiger denn je.
BenedictusXVI.org ist ein neues Internetportal, das dem Leben und Werk des emeritierten Papstes gewidmet ist. Mit dem Start dieser Online-Seite ist die Grundlage für ein internationales Projekt gelegt. Ziel ist der Aufbau eines attraktiven, digitalen Wissensportals, das international zur autorisierten Sammelstelle über „Leben, Denken und Wirken“ Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. werden soll.
Die Inhalte dieser Seiten werden in Zusammenarbeit mit Fachleuten im In- und Ausland erstellt. Auf- und Ausbau dieses Internetportals erfolgt in Kooperation zwischen der Tagespost Stiftung für katholische Publizistik und dem Institut Papst Benedikt XVI. Der emeritierte Papst selbst hat seine Zustimmung zu diesem Projekt gegeben.
Worum geht es?
Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. ist eine der bedeutendsten und prägendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche sowie der Geistesgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Seine Bedeutung und sein internationales Wirken spiegeln sich in seinen Werken und in den Menschen, denen er Orientierung, Erkenntnis und geistliche Heimat vermittelt.
Die Theologie Benedikts XVI. ist eine Theologie im Dienste der Wahrheit. Die Schönheit des Glaubens zum Leuchten zu bringen und dabei die Vernunft glänzen zu lassen: Das macht ihre besondere Attraktivität aus.
Immer wieder wurde versucht, den emeritierten Papst zur Symbolfigur eines überholten Denkens zu stilisieren, das es endgültig zu überwinden gilt. Mit Blick auf die historische Bedeutung Benedikts XVI. ist dies eine völlige Verkehrung und Verkennung seines Wirkens.
Einseitigkeiten, gängigen Klischees und Zerrbildern möchte dieses Internetportal Fakten, Qualität und die Wahrheit entgegensetzen, um so zu einem vorurteilsfreien Blick auf Leben und Werk Benedikts XVI. beizutragen.
Dabei geht es nicht um Nostalgie, um die Verklärung der Vergangenheit oder Personenkult. Es geht um die Zukunft. Den reichen Schatz des Werkes von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. auch für kommende Generationen zu erschließen, hat sich www.BenedictusXVI.org zur Aufgabe gemacht.
Cristian Gennari/Romano Siciliani /KNA
Papst Franziskus begrüßt seinen emeritierten Vorgänger Benedikt XVI. am 8. Dezember 2015. Beide eint die Sorge, die Kirche könne in Selbstgenügsamkeit erstarren und ihre missionarische Kraft verlieren. Mit Nachdruck ruft Papst Franziskus immer wieder zur Evangelisierung auf. Dazu möchte auch die neue Internetseite www.BeneditcusXVI.org beitragen.
Warum ist das gerade jetzt wichtig?
In einer Zeit, in der alle Fundamente ins Wanken zu geraten scheinen, braucht es Leuchttürme, die zum Ewigen hin verweisen. Die Theologie Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. ist ein Leuchtturm, der im peitschenden Meer widerstreitender Meinungen und im Sturm des Säkularismus Orientierung, Klarheit und verlässliche Wegweisung gibt.
Daher darf die Deutungshoheit über das Werk Joseph Ratzingers nicht jenen überlassen werden, die in „sprungbereiter Feindseligkeit“ darauf warten, mit Benedikt XVI. ein ganzes Jahrhundert vermeintlich falscher Sichtweisen und angeblich überholter Theologie zu „beerdigen“.
Dieses neue Internetportal will dazu beitragen, das Werk Benedikts XVI. über akademische Zielgruppen hinaus langfristig positiv zu vermitteln. Durch attraktive Gestaltung und überzeugende Inhalte will diese Internetseite als aktiver „Gesprächspartner“ am medialen und gesellschaftlichen Dialog mitwirken und auch jüngere Menschen ansprechen.
Mit Blick auf das Lebenswerk eines Jahrhundert-Theologen möchte www.BenedictusXVI.org Zugänge zum Glauben erschließen und Türen des Verstehens öffnen. In diesem Sinne versteht sich dieses Internetportal als medialer Beitrag zu jener Evangelisierung, zu der Papst Franziskus die Kirche unermüdlich ruft.
Was entsteht hier?
Um die Fülle des Werkes von Joseph Ratzinger erfassen zu können, soll dieses Internetprojekt kontinuierlich wachsen. Die deutschsprachige Seite startet mit einem Grundbestand, der einen ersten Eindruck von diesem Projekt vermittelt. Diese Basisversion wird inhaltlich Schritt für Schritt ausgebaut.
Was Sie heute auf dieser Internetseite sehen, ist nur der Anfang. Weitere Beiträge zu den großen Ansprachen und Predigten Benedikts XVI. sind bereits in Arbeit und werden folgen. Das gewaltige theologische Werk Ratzingers wird von Autoren aus dem In- und Ausland nach und nach erschlossen. Das Benedikt-ABC, das mit Ratzinger-Texten in Grundbegriffe des Glaubens einführt, wird konsequent erweitert.
Neu hinzukommende Rubriken und Gestaltungselemente sollen dazu dienen, interessierte Menschen anzusprechen, sie mit dem Werk Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. vertraut zu machen und ihren eigenen Glauben zu vertiefen. Eines der nächsten Vorhaben besteht darin, Film- und Tondokumente in diese Internetseite zu integrieren. Daran wird bereits gearbeitet.
picture-alliance/ dpa/dpaweb | epa ansa Pier Paolo Cito
Das Werk eines „Jahrhundert-Theologen“ auch für jüngere Generationen zu erschließen, hat sich die Tagespost Stiftung für katholische Publizistik zur Abgabe gemacht.
Wie kann ich mithelfen?
Während die deutsche Basisversion inhaltlich ausgebaut wird, hat die Übersetzung ins Englische schon begonnen. Ziel ist es, dieses groß angelegte Informationsangebot auch einem internationalen Publikum vorstellen zu können. Geplant sind Sprachversionen auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Chinesisch, Arabisch und in weiteren Sprachen.
Die technischen und redaktionellen Grundlagen sind gelegt. Die Fundamente stehen. Nun kann aufgestockt und ausgebaut werden. Sie können mitverfolgen, wie www.BenedictusXVI.org wächst. Und Sie können mithelfen, dass dieses Projekt vorangeht. Wir freuen uns, wenn Sie das Anliegen dieses Online-Projektes mittragen. Sei es im Gebet, durch Ihre Förderung oder indem Sie dazu beitragen, www.BenedictusXVI.org bekannt zu machen.
Clemens Neck, Christoph Konopka, Bernhard Müller, Dr. Norbert Neuhaus
für dieses Projekt der Tagespost Stiftung für katholische Publizistik
Dr. Christian Schaller
Institut Papst Benedikt XVI.