An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Beiträge von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. zu Festen des Kirchenjahres. Zum Start der Internetseite haben wir eine Pfingstpredigt Ratzingers veröffentlicht. Die weiteren Beiträge orientieren sich am liturgischen Kalender der Kirche.
Als geistlichen Impuls zum Hochfest der Erscheinung des Herrn dokumentieren wir die Ansprache, die Benedikt XVI. beim Angelusgebet am 6. Januar 2006 gehalten hat, im vollen Wortlaut.
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir feiern heute die Epiphanie des Herrn, das heißt sein Offenbarwerden vor den Völkern; sie werden vertreten von den Sterndeutern, jenen geheimnisvollen Gestalten aus dem Osten, von denen das Matthäusevangelium spricht (2,1–12).
Die Anbetung Jesu durch die Sterndeuter wurde sogleich als Erfüllung der prophetischen Schriften erkannt: »Völker wandern zu deinem Licht – so lesen wir im Buch Jesaja – und Könige zu deinem strahlenden Glanz […]; sie bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn« (Jes 60,3.6).
Das Licht Christi, das in der Grotte von Betlehem gleichsam eingeschlossen ist, verbreitet sich heute in seiner ganzen universalen Tragweite.
IMAGO / photothek
Bei seiner Ansprache zum Angelus erinnerte Benedikt XVI. an seinen Besuch beim Weltjugendtag in Köln. Unser Bild zeigt ihn beim Gebet vor dem Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom am 18. August 2005.
Das Licht Christi, das in der Grotte von Betlehem gleichsam eingeschlossen ist, verbreitet sich heute in seiner ganzen universalen Tragweite. Meine Gedanken gehen ganz besonders zu den geliebten Brüdern und Schwestern der Orientalischen Kirchen, die dem Julianischen Kalender entsprechend morgen die heilige Weihnacht feiern werden: An sie richte ich die herzlichsten Wünsche für Frieden und Wohlergehen im Herrn.
An diesem heutigen Tag muss ich unwillkürlich wieder an den Weltjugendtag denken. Er hat im vergangenen August in Köln – viele von euch waren dort – über eine Million junge Menschen zusammengeführt, deren Motto die auf Jesus bezogenen Worte der Sterndeuter waren: »Wir sind gekommen, um ihn anzubeten« (Mt 2,2).
Wie oft haben wir sie gehört und wiederholt! Wir können sie jetzt nicht mehr hören, ohne im Geist zu jenem denkwürdigen Ereignis zurückzukehren, das eine echte »Epiphanie« dargestellt hat. Denn die Pilgerschaft der Jugendlichen muss in ihrer tiefsten Dimension als ein vom Licht eines »Sterns«, dem Stern des Glaubens, geleiteter Weg gesehen werden.
Öffnet die Türen eurer Freiheit für seine barmherzige Liebe! Breitet eure Freuden und eure Leiden vor Christus aus und lasst zu, dass er euren Geist mit seinem Licht erleuchtet und euer Herz mit seiner Gnade berührt!
Und ich möchte die Botschaft, die ich damals an die am Rheinufer zusammengeströmten jungen Menschen gerichtet habe, heute auf die ganze Kirche ausweiten: »Reißt euer Herz weit auf für Gott, lasst euch von Christus überraschen! Gewährt ihm in diesen Tagen das Recht, zu euch zu sprechen! Öffnet die Türen eurer Freiheit für seine barmherzige Liebe! Breitet eure Freuden und eure Leiden vor Christus aus und lasst zu, dass er euren Geist mit seinem Licht erleuchtet und euer Herz mit seiner Gnade berührt!« (Ansprache vom 18. August 2005; in O.R. dt., Nr. 34, 26.8.2005, S. 10).
KNA-Bild
Benedikt XVI. im Gespräch mit Sternsingern am 1. Januar 2009.
Ich würde mir wünschen, dass man so wie in Köln in der ganzen Kirche die Atmosphäre der »Epiphanie« und des echten missionarischen Engagements atmet, das geweckt wird vom Offenbarwerden Christi, der als Licht der Welt von Gottvater entsandt wurde, um die Menschheit durch die Kraft der Liebe zu versöhnen und zu einen.
In diesem Geist beten wir inständig für die volle Einheit aller Christen, damit ihr Zeugnis zum Sauerteig der Gemeinschaft für die ganze Welt werde. Dazu erbitten wir die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, Mutter Christi und Mutter der Kirche.
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