zum Benedikt Anliegen

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Benedikt-Anliegen

An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Beiträge von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. zu Festen des Kirchenjahres. Zum Start der Internetseite haben wir eine Pfingstpredigt Ratzingers veröffentlicht. Die weiteren Beiträge orientieren sich am liturgischen Kalender der Kirche.

Als geistlichen Impuls zum österlichen Triduum lesen Sie eine Ansprache, die Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 19. März 2008 gehalten hat.

Das österliche Triduum

Der wesentliche Kern des christlichen Glaubens - Herz und Mitte des Lebens der Kirche.

 

 

Generalaudienz vom 19. März 2008:
Audienzenhalle
Mittwoch, 19. März 2008

Osterkarte 2006 Papst Benedikt XVI. wählte Lukas, Kapitel 24, Vers 6 "Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden" als Motto für seine diesjährige Osterkarte. Es ist die erste Osterkarte, die der Papst verschickt.  Bild: Vorderseite der Karte mit Darstellung des Auferstandenen vor dem leeren Grab.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir stehen am Vorabend des österlichen Triduums. Die nächsten drei Tage werden allgemein »heilige« Tage genannt, da sie uns das zentrale Ereignis unserer Erlösung nacherleben lassen; sie führen uns in der Tat zurück zum wesentlichen Kern des christlichen Glaubens: dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi. Es sind Tage, die wir als einen einzigen Tag betrachten könnten: Sie bilden das Herz und die Mitte des gesamten liturgischen Jahres wie auch des Lebens der Kirche.

Am Ende des Weges der Fastenzeit machen auch wir uns bereit, in die Atmosphäre einzutreten, die Jesus damals in Jerusalem erlebte. Wir wollen in uns das lebendige Gedächtnis der Leiden wachrufen, die der Herr für uns ertragen hat, und uns darauf vorbereiten, mit Freude am nächsten Sonntag »das wahre Ostern« zu feiern, »das das Blut Christi mit Herrlichkeit bedeckt hat, das Ostern, an dem die Kirche das Fest feiert, das der Ursprung aller Feste ist«, wie die Präfation zum Ostertag im ambrosianischen Ritus sagt.

Papst Benedikt XVI. gibt eine Fußwaschung am Gründonnerstag 2008.

Am Gründonnerstag, gedenkt die Kirche des Letzten Abendmahles, während dessen der Herr am Vorabend seines Leidens und Sterbens das Sakrament der Eucharistie und das Sakrament des Priesteramtes eingesetzt hat. In jener Nacht hat uns Jesus das neue Gebot – »mandatum novum« – hinterlassen, das Gebot der brüderlichen Liebe.

Bevor wir in das »Triduum sacrum« eintreten, aber schon in enger Verbindung mit ihm, wird in jeder Diözesangemeinde morgen vormittag die Chrisammesse gefeiert werden, während derer der Bischof und die Priester des Presbyteriums der Diözese ihre Weiheversprechen erneuern. Es werden auch die Öle geweiht, die für die Feier der Sakramente bestimmt sind: das Öl der Katechumenen, das Krankenöl und das heilige Chrisam. Es ist ein sehr wichtiger Augenblick für das Leben der Diözesangemeinschaft, die sich um ihren Hirten versammelt und so ihre Einheit und ihre Treue zu Christus, dem einzigen und ewigen Hohenpriester, festigt.

Indem er ihre Füße wusch, verkündete er auf konkrete Weise den Primat der Liebe, einer Liebe, die zum Dienst wird bis zur Hingabe seiner selbst und so auch das höchste Opfer seines Lebens vorwegnimmt.

Am Abend wird in der Messe »in Coena Domini« des Letzten Abendmahles gedacht, als Christus sich uns allen als Speise des Heils, als Arznei der Unsterblichkeit hingegeben hat: Es ist das Geheimnis der Eucharistie, Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens. In diesem Sakrament des Heils hat der Herr für alle, die an ihn glauben, die engstmögliche Einheit zwischen unserem und seinem Leben angeboten und verwirklicht.

Mit der demütigen und äußerst ausdrucksstarken Geste der Fußwaschung werden wir aufgefordert, uns dessen zu erinnern, was der Herr seinen Aposteln getan hat: Indem er ihre Füße wusch, verkündete er auf konkrete Weise den Primat der Liebe, einer Liebe, die zum Dienst wird bis zur Hingabe seiner selbst und so auch das höchste Opfer seines Lebens vorwegnimmt, das am Tag danach auf dem Golgota vollbracht werden wird. Einer schönen Tradition entsprechend beschließen die Gläubigen den Gründonnerstag mit einer Gebetswache und der eucharistischen Anbetung, um die Agonie Jesu in Getsemani inniger nachzuerleben.

Osterfeierlichkeiten in Rom - Papst Benedikt XVI. beim Kreuzweg am Kolosseum kniet vor dem Kreuz.

Der Karfreitag ist der Tag, der an das Leiden, die Kreuzigung und den Tod Jesu erinnert. An diesem Tag sieht die Liturgie der Kirche keine Feier der heiligen Messe vor, sondern die christliche Gemeinschaft versammelt sich, um das große Geheimnis des Bösen und der Sünde zu betrachten, die die Menschheit bedrücken, um im Licht des Wortes Gottes und mit Hilfe bewegender liturgischer Gesten durch die Leiden des Herrn zu gehen, die dieses Böse sühnen. Nachdem die Gemeinde den Bericht über die Passion Christi gehört hat, betet sie für alle Bedürfnisse der Kirche und der Welt, verehrt das Kreuz und empfängt die Eucharistie, indem sie die Hostien zu sich nimmt, die von der Messe »in Coena Domini« vom Vortag aufbewahrt worden sind.

Als weitere Einladung zur Meditation über das Leiden und Sterben des Erlösers und als Ausdruck der Liebe und der Teilnahme der Gläubigen an den Leiden Christi hat die christliche Tradition verschiedene zeichenhafte Gesten der Volksfrömmigkeit ins Leben gerufen, Prozessionen und Darstellungen der Passion, die darauf abzielen, Gefühle wahrer Anteilnahme am Erlösungsopfer Christi immer tiefer in das Herz der Gläubigen einzuprägen. Unter diesen ragt die »Via Crucis«, der Kreuzweg, hervor, eine fromme Übung, die im Lauf der Jahre um vielfältige geistliche und künstlerische Ausdrucksformen entsprechend dem Empfinden der verschiedenen Kulturen bereichert worden ist. So sind in vielen Ländern Heiligtümer mit dem Namen »Kalvaria« entstanden, zu denen man über einen steilen Anstieg gelangt, der an den schmerzhaften Weg der Passion erinnert und dadurch den Gläubigen gestattet, am Aufstieg des Herrn zum Berg des Kreuzes, dem Berg der bis zur Vollendung gelangten Liebe, teilzuhaben.

Es bedarf in der Tat eines Tages des Schweigens, um über die Wirklichkeit des menschlichen Lebens nachzudenken, über die Kräfte des Bösen und über die große Kraft des Guten, das aus dem Leiden und der Auferstehung des Herrn hervorgeht.

Der Karsamstag ist von tiefem Schweigen gekennzeichnet. Die Kirchen sind schmucklos und es sind keine besonderen Liturgien vorgesehen. Während die Gläubigen das große Ereignis der Auferstehung erwarten, verharren sie mit Maria in Gebet und Betrachtung. Es bedarf in der Tat eines Tages des Schweigens, um über die Wirklichkeit des menschlichen Lebens nachzudenken, über die Kräfte des Bösen und über die große Kraft des Guten, das aus dem Leiden und der Auferstehung des Herrn hervorgeht. Große Bedeutung kommt an diesem Tag dem Empfang des Sakrament der Versöhnung zu, dem unverzichtbaren Weg, um das Herz zu reinigen und sich vorzubereiten, das Osterfest innerlich erneuert zu feiern. Wenigstens einmal im Jahr bedürfen wir dieser inneren Reinigung, dieser Erneuerung unserer selbst.

Dieser Samstag des Schweigens, der Betrachtung, der Vergebung und der Versöhnung mündet ein in die Osternacht, die uns in den wichtigsten Sonntag der Geschichte eintreten läßt, den Sonntag des Pascha Christi. Die Kirche wacht neben dem gesegneten neuen Feuer und betrachtet die große, im Alten und im Neuen Testament enthaltene Verheißung der endgültigen Befreiung von der alten Knechtschaft der Sünde und des Todes.

Papst Benedikt XVI. spendet die Taufe an eine erwachsene Frau.

Christus ist wahrhaft auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Durch seinen Tod hat er das Böse für immer besiegt und allen Menschen das Leben Gottes geschenkt.

Im Dunkel der Nacht wird am neuen Feuer die Osterkerze entzündet, Symbol für Christus, der glorreich aufersteht. Christus, Licht der Menschheit, vertreibt die Finsternis des Herzens und des Geistes und erleuchtet jeden Menschen, der auf die Welt kommt. Neben der Osterkerze erklingt in der Kirche die große österliche Verkündigung: Christus ist wahrhaft auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Durch seinen Tod hat er das Böse für immer besiegt und allen Menschen das Leben Gottes geschenkt.

Während der Osternacht empfangen nach einer alten Tradition die Katechumenen die Taufe, um die Teilhabe der Christen am Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi hervorzuheben. Von der strahlenden Osternacht breiten sich die Freude, das Licht und der Friede Christi im Leben der Gläubigen jeder christlichen Gemeinde aus und erreichen jeden Punkt des Raumes und der Zeit.

Liebe Brüder und Schwestern, in diesen einzigartigen Tagen richten wir entschlossen das Leben auf eine großherzige und überzeugte Treue zum Plan des himmlischen Vaters aus; wir erneuern unser »Ja« zum göttlichen Willen, wie es Jesus mit dem Kreuzesopfer getan hat. Die eindrucksvollen Riten des Gründonnerstags, des Karfreitags, das an Gebet reiche Schweigen des Karsamstags und die feierliche Osternacht bieten uns die Gelegenheit, den Sinn und den Wert unserer christlichen Berufung, die dem Ostergeheimnis entspringt, zu vertiefen und sie in der treuen Nachfolge Christi in jeder Situation zu konkretisieren, wie er es getan hat, bis hin zur großzügigen Hingabe unseres Daseins.

Christus ist wahrhaft auferstanden! Halleluja! Urbi et orbi am Ostersonntag 2010 Papst Benedikt XVI. vom Balkon.

Diese Tage beleben in uns wieder die große Hoffnung: Der gekreuzigte Christus ist auferstanden und hat die Welt besiegt. Die Liebe ist stärker als der Haß, sie hat gesiegt.

Der Geheimnisse Christi zu gedenken bedeutet auch, in tiefer und solidarischer Bindung an das Heute der Geschichte zu leben, in der Überzeugung, daß das, was wir feiern, lebendige und aktuelle Wirklichkeit ist. Tragen wir also in unser Gebet die Dramatik der Geschehnisse und Situationen hinein, die in diesen Tagen so viele unserer Brüder und Schwestern in allen Teilen der Welt quälen. Wir wissen, daß der Haß, die Spaltungen, die Gewalt in den Ereignissen der Geschichte nie das letzte Wort haben.

Diese Tage beleben in uns wieder die große Hoffnung: Der gekreuzigte Christus ist auferstanden und hat die Welt besiegt. Die Liebe ist stärker als der Haß, sie hat gesiegt, und wir müssen uns diesem Sieg der Liebe anschließen. Wir müssen also wieder anfangen bei Christus und in Gemeinschaft mit ihm für eine Welt arbeiten, die auf den Frieden, die Gerechtigkeit und die Liebe gegründet ist. Lassen wir uns bei diesem Einsatz, der uns alle betrifft, von Maria führen, die den göttlichen Sohn auf dem Weg des Leidens und des Kreuzes begleitet und mit der Kraft des Glaubens an der Verwirklichung seines Heilsplanes teilgenommen hat. Mit diesen Empfindungen spreche ich schon jetzt euch allen, euren Lieben und euren Gemeinden meine herzlichsten Glückwünsche zu einem frohen und heiligen Osterfest aus.

Hier finden Sie ausgewählte Beiträge von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. zu Festen des Kirchenjahres. Zum Start dieser Internetseite haben wir mit einer Predigt zum Pfingstfest begonnen. Die Beitrags-Reihe wurde mit einer Homilie zum Hochfest des Leibes und Blutes Christi fortgesetzt. Die Veröffentlichung weiterer Texte folgt dem liturgischen Kalender der Kirche.

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