„Wo Gott ist, da ist Zukunft“ – Ein Satz, der nicht nur Motto der letzten Apostolischen Reise Papst Benedikts nach Deutschland im Jahr 2011 gewesen ist, ein Satz, der zugleich als Wahlspruch eines ganzen Pontifikates, eines ganzen christlichen Lebens gelten darf.
Wie eine Zusammenfassung dessen, woran Ratzinger zeitlebens geglaubt hat
Die Worte, die der Papst im Rahmen der Vigilfeier an jenem Abend des 24. September 2011 auf dem Ausstellungs- und Veranstaltungsgelände in Freiburg im Breisgau zu jungen Menschen sprach, fassen zusammen, woran Ratzinger zeitlebens geglaubt hat: die heilende, lebensspende Nähe Gottes, die Verheißung, die Gott seinem Volk gegenüber in Jesus Christus erfüllt, die Gemeinschaft der Glaubenden, die zum Segen für die Welt wird.
IMAGO / epd
Die Worte, die der Papst bei der Vigilfeier zu den jungen Menschen sprach, fassen zusammen, woran Ratzinger zeitlebens geglaubt hat.
Ein Licht, dass jede Dunkelheit vertreibt
Ausgehend von dem biblischen, alljährlich in der Osterliturgie begegnenden Motiv des Lichtes, das jede Dunkelheit vertreibt, führte er den jungen Menschen Wesen und Sinn der christlichen Berufung vor Augen. Und mehr noch: Er sprach den jungen Menschen, die ihr Leben vor sich haben, Mut zu, ihr Leben an ihm, dem Herrn und Erlöser Jesus Christus auszurichten, ihm anzuhangen, nach Heiligkeit zu streben und dabei keinerlei Furcht zu haben. Ein echtes Bekenntnis, wie so oft bei Joseph Ratzinger.
In einer Weise, die einerseits die eigene Vertrautheit mit dem göttlichen Wort und dem Herrn selbst, andererseits Nähe und Einfühlsamkeit gegenüber den jungen Menschen zum Ausdruck bringt, erinnerte Benedikt XVI. mit seiner Rede an eine wichtige Wahrheit des christlichen Glaubens: All unser Wirken, sei es noch so großartig, sei es noch so visionär, vermag Früchte nur dann zu tragen, wenn es aus der gläubigen Verbundenheit mit Jesus Christus gelebt wird.
L’Osservatore Romano
L’Osservatore Romano
Niemand muss perfekt sein
Anders ausgedrückt: Nur wenn wir Christen unsere Kraft aus der Quelle speisen, die nie versiegt, wenn wir uns an dem aufrichten, der das Licht der Welt ist, werden wir selbst zum Licht, das anderen leuchtet.
Tröstlich an diesem Gedanken ist – und daran erinnerte der Papst seine jungen Zuhörer –, dass wir Christen keineswegs perfekt, völlig fehlerfrei, freudlos sein müssten, um unserer Berufung zur Heiligkeit gerecht zu werden. Das Böse, die Sünde, überwinden wir, das Licht, die Freude des Glaubens verbreiten wir wirksam – und das resultiert aus den Worten des Papstes –, wenn wir dem folgen, der selbst Licht der Welt ist. Weil er gut, weil er heilig, weil er vollkommen ist, weil er uns zu Freunden macht, dürfen wir seine Gnade in uns wirken lassen, dürfen wir teilhaben an der Sendung der Kirche.
Aus der Freundschaft mit Gott leben
Dabei gilt: Nicht große Werke sollen wir vollbringen, nicht immer neue Rezepte ausdenken, vielmehr sollen wir nach jener Heiligkeit streben, die aus der tiefen, wahrhaftigen Freundschaft mit Gott kommt, der uns Zukunft verheißt. Mit Blick auf Jesus Christus findet der Christ seinen Weg in die Zukunft und auch die Kirche wird so – und nur so – zu wahrer Erneuerung finden.
Mut, Kraft und Entschlossenheit schöpft sie gerade in dieser Zeit allein im Vertrauen auf Jesus Christus. Die Zukunft der Kirche, das erfahren wir in dieser Predigt – und diesen Gedanken hob Ratzinger bereits 1970 ins Wort – „kann und wird auch heute nur aus der Kraft derer kommen, die tiefe Wurzeln haben und aus der reinen Fülle ihres Glaubens leben“ (Ratzinger, J., Glaube und Zukunft, 1970, 120).
Institut Papst Benedikt XVI.
Die Autorin, Lic. iur. can. Barbara Krämer, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Papst Benedikt XVI.